Glücksspielsucht
Eine Selbsthilfegruppe in der eigenen Muttersprache
Suchterkrankungen haben vielfältige Ursachen, was Männer mit Migrationsgeschichte vor allem dann stärker betreffen kann, wenn besondere Bewältigungsaufgaben hinzutreten: Beschäftigungslosigkeit, soziale Isolation, familiäre Probleme und fehlende Problemlösungsstrategien.
Der leichte Zugang zu Spielhallen und Café-Casinos in Neukölln fördert die Erkrankung und verfestigt Spielverhalten. Da Glücksspiel die Illusion von positiven Gefühlen wie Euphorie, Erleichterung und Glück erzeugen kann, werden Alltagsprobleme verdrängt. Es fällt den betroffenen Personen schwer (Scham, Angst vor Stigmatisierung), die ersten Anzeichen ihres Suchtverhaltens zu erkennen und Hilfe zu suchen. Das Vertrauen des Einzelnen in die Gruppe kann daher in der Anfangsphase nur mit professioneller Leitung durch Fachpersonal gewonnen werden.
Eine Selbsthilfegruppe in der eigenen Muttersprache – im Falle unseres Beratungsangebots Türkisch – ist dabei eine Möglichkeit, sich frei von Barrieren den Herausforderungen der Krankheit zu stellen. Die Betroffenen bekommen durch Verständnis und Mitgefühl für ihre Situation die Chance, die Suchterkrankung als solche wahrzunehmen und Hilfe anzunehmen.
Gerade die zurückliegende Zeit des Corona-bedingten Lockdowns begünstigte Suchterkrankungen. Unsere Teilnehmenden litten an mangelnden sozialen Kontakten und Ausweichmöglichkeiten. In der Gruppe konnten sie sich ihrer Situation gewahr werden und sich ihr gemeinsam mit professioneller Hilfe stellen. Emotionaler Stress wurde als Trigger erkannt, individuelle Handlungsalternativen wurden entwickelt und verfestigt.
In wöchentlichen, zweistündigen Selbsthilfegruppen unter Anleitung zweier Fachkräfte des jeweiligen Herkunftskreises können die Betroffenen Ursachen und Ausmaß ihres Verhaltens besser verstehen und gemeinsam alternative Lösungen entwickeln, ihre Kommunikationsfähigkeit verbessern und sich gegenseitig für Problembekämpfung und Weiterbehandlung motivieren.